Historie
Landespolizeiorchester Mecklenburg-Vorpommern – Musik mit Geschichte und Zukunft
Von den Anfängen 1948 bis zur DDR-Zeit
Die Geschichte des Landespolizeiorchesters Mecklenburg-Vorpommern beginnt 1948 mit einer Anzeige in der Tageszeitung: Gesucht wurden Musiker – gefunden wurde eine Idee, die bis heute klingt. Bereits bis Mitte Juni 1948 formierte sich in Schwerin die „Kapelle der Landesbehörde der Volkspolizei“, bestehend aus 20 Musikern, die bald bei Konzerten und offiziellen Zeremonien auftrat. Die ersten Jahre waren geprägt von Improvisation – Instrumente und Noten wurde teils aus aufgelösten Militärorchestern zusammengetragen.
Bei Konzertveranstaltungen wurde zunächst viel Repertoire für Streichorchester gespielt, aber immer häufiger stand auch traditionelle Blasmusik auf dem Programm um militärische Zeremonielle zu umrahmen.
In den 50er-Jahren entwickelte sich das Orchester unter wechselnden Leitern wie Albrecht Stern, Erwin Jensen und Gerhard Baumann stetig weiter. Die Zusammenarbeit mit dem Rundfunk, neue Arrangements und der Einsatz von Moderationen und Gesangssolisten machten das Ensemble in der ganzen DDR bekannt. Auch schwierig Zeiten – etwa durch politische Einflussnahme oder logistische Probleme – konnten die wachsende Popularität nicht aufhalten.
Dabei stand neben dem musikalischen Niveau auch immer der Benefiz-Gedanke im Vordergrund, der sich bis heute nicht geändert hat. Das Landespolizeiorchester spielt seit jeher hauptsächlich für einen guten Zweck und unterstützte damals die „Volkssolidarität“ und heute zahlreiche Vereine dabei, finanzielle Mittel zu sammeln.
1958 bis 1989
Für die kommenden sechs Jahre wurde die Orchesterleitung Willi Bauer übertragen. Er hatte die schwierige Aufgabe, an das unter seinem Vorgänger erreichte Niveau anzuknüpfen. Konzertveranstaltungen und mitunter 14-tägige Tourneen zur „Urlauberbetreuung“ führten das Orchester in die Küstenorte und auf die Insel Rügen. Hier traten die Musiker in Mittags- und Unterhaltungskonzerten auf. Sie spielten auf Tanzveranstaltungen und probten nicht selten in aller Öffentlichkeit im Freien. 1964 schied Willi Bauer aus dem Orchester aus und übernahm die Leitung des Orchesters der Seerederei in Rostock.
Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von Tourneen in der DDR und ins sozialistische Ausland, neuen musikalischen Akzenten und der erstmaligen Festanstellung eines Gesangssolisten. Die musikalischen Leiter Kurt Schröder und, besonders hervorzuheben Günter Kern, formten das Profil des Orchesters weiter. Auftritte bei Festivals, in Radiosendungen und sogar im DDR-Fernsehen zeigten: Das Polizeiorchester war mehr als nur musikalische Begleitung staatlicher Anlässe – es war ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens. Das spiegelte sich auch im Interesse der Veranstalter wider, auch kleine Besetzungen wie das Holzbläserquintett oder das Blechbläsersextett statt des kompletten Orchesters zu engagieren.
Neubeginn nach der Wende
Die Wiedervereinigung 1990 stellte das Orchester vor große Herausforderungen. Strukturelle Umbrüche, neue Uniformen, geändertes Repertoire und der Verlust vieler erfahrener Musiker durch altersbedingte Kündigungen. Doch der Wille zum Erhalt war stark: Mit neuer Leitung und Unterstützung durch das Innenministerium begann der Neuanfang. Schon vor der Wende wurden immer mehr Orchestermitglieder mit musikalischer Fach- oder Hochschulausbildung eingestellt und dieser Trend setze sich fort. Eine weitere Neuerung war, dass nun auch Musikerinnen im Orchester spielen durften – eine weibliche Gesangssolistin hatte es bereits seit den 70er-Jahren gegeben. Als erste Frauen waren dies am 01. November 1991 Beate Scharf (Oboe) und am 01. Dezember 1991 Jeanette Pawlowsky (Flöte). Letztere sitzt bis heute in der Holzbläserreihe.
Günter Kern kehrte 1991 zurück und führte Das Orchester in eine neue Ära. Das Ensemble wurde Teil der Bereitschaftspolizei, das Repertoire wandelte sich hin zu moderner Unterhaltungsmusik – ohne dabei die Tradition der Blasmusik zu verlieren. Konzerte führten das Orchester nun durch ganz Deutschland und bis nach Österreich und Italien. Auch zwei CD-Produktionen fanden großen Anklang.
Moderne Ausrichtung und musikalische Vielfalt
1997 übernahm Dr. Stefan Schwalgin die musikalische Leitung. Mit ihm kamen neue Arrangements, frischer Wind und internationale Anerkennung. Das Orchester spielte auf der EXPO 2000, trat in TV-Sendungen wie dem ZDF-„Sonntagskonzert“ auf und war bei der IGA in Rostock vertreten.
Ab 2008 stand das Orchester unter der Leitung von Christof Koert. Mit ihm wurde das Repertoire nochmals erweitert: Ob Filmmusik, Rock, Latin oder klassisches Konzertprogramm – die Vielseitigkeit ist heute Markenzeichen des Ensembles, die auch in weiteren CD-Einspielungen dokumentiert wurde. Auch die präventive Arbeit an Schulen, interaktive Schülerkonzerte und Workshops sind mittlerweile fester Bestandteil der Orchesterarbeit.


Das Landespolzeiorchster gemeinsam mit der Reiterstaffel der Hansestadt Hamburg
SFo
Das Landespolzeiorchster gemeinsam mit der Reiterstaffel der Hansestadt Hamburg
SFo
Ein Orchester mit Botschaft
Heute steht das Landespolizeiorchester M-V für mehr als Musik: Es ist ein Aushängeschild der Polizei, ein kultureller Botschafter des Landes und ein Ensemble, das versteht, Tradition mit Moderne zu verbinden. Musiker aus über 10 verschiedenen Nationen machen das Orchester zu einem lebendigen, offenen Klangkörper, der in jedem seiner über 120 jährlichen Auftritte die Sprache spricht, die alle verstehen: Musik.